Schon wieder Papierkram

Schon 1:19 und ich sollte längst im Bett sein – aber dem ist ja nun so, daß ich dringenden Papierkram zu erledigen habe: Christine und ich müssen bis Donnerstag den Antrag auf ihr Partnervisum eingeschickt haben und ich habe gerade die halbe Geschichte von August 2006 bis jetzt fertiggetippt (C muß das natürlich noch abnicken, oder auch nicht), und massig Photos in das Word-Dokument gezogen – wie schön, wenn man einen Farblaserdrucker hat! Kommen noch dazu: ein kleiner Stapel Paßphotos, einige schriftliche eidesstattliche Aussagen von Bekannten (mit Ausweiskopien, beglaubigt bei der Polizei), daß wir wie ein echtes Paar wirken; Nachweise, daß wir einander tatsächlich kennen und auch gelegentlich was zusammen unternehmen – aber sonst geht alles ganz schnell und unbürokratisch. Trotzdem, ich will mal nicht meckern – immerhin gibt’s hier ein konsistentes System und man weiß, woran man ist. Wenn man’s so bedenkt, ist Deutschland bei der Einwanderung genau so planlos wie Australien beim Klimaschutz – andere Länder, andere Sitten.
Ansonsten ist gerade APEC-Gipfel hier, die Gegend ums Opernhaus ist gesperrt, berittene Polizei gibt’s aber nicht, weil die Pferde alle Grippe haben. Bush kommt zu spät, weil er in Bagdad rumtrödelt, und in der Zeitung war neulich ein Bild von einem neuen Spielzeug: einem schwarz angemalten Wasserwerferwagen – Mann, hab ich da Angst gekriegt! Da sieht man gleich, daß da kaltes Wasser drin ist! Mir ist dazu nur die Geschichte von einem persönlichen Bekannten eingefallen, der zu Brokdorf-Zeiten beim Bund Fallschirmjäger war und doch tatsächlich eines Tages mit scharfer Munition zum Einsatz abgesetzt wurde. Was ich damit sagen will, ist: bei manchen Dingen geht die Staatsgewalt eben nicht vom Volke aus. Mehr nicht.
Wir haben Freitag eigentlich frei, weil die ganze Innenstadt abgeriegelt ist – ich fahre aber trotzdem, um die Stadt rum, zur Arbeit, weil ich bis November jeden Freitag zwei Studenten für ein Projekt da habe – und so viele Freitage haben wir nicht, daß wir einfach so einen ausfallen lassen können.
Das ist zwar schade, denn jeden anderen Tag hätt ich gern als Feiertag mitgenommen, aber es gibt trotzdem Grund zum Frohlocken: diese Jahr kriegen wir zum ersten Mal schon im September Sommerzeit statt im Oktober! JUHUUU! Damit wird Australien gleich um ein ganzes Stück lebenswerter! Hmm, ich seh gerade, das stimmt doch nicht – BUHUUU – nächstes Jahr dann aber!
Meine Lektüre in der Bahn ist gerade A secret Country von John Pilger, der sich 2003 sehr in der Antikriegsbewegung eingesetzt und mit vor Zorn leicht zitternder Stimme gegen die Lügenkampagne angedonnert hat – Zeitseidank bin ich inzwischen desillusioniert genug, so ein Buch zu lesen, ohne gleich aus der Haut zu fahren. Es macht schon teilweise zornig, aber weckt auch Hoffnung. Der Mann liebt sein Heimatland, aber nicht blind – empfohlen für Australier und solche, die es werden wollen.

Leave a Reply


Warning: mysql_query() expects parameter 2 to be resource, object given in /www/htdocs/w00ad961/reisenotizen/wp-content/plugins/capcc/capcc.php on line 340

Captcha
Enter the letters you see above.