The Vagabønds im Meisenfrei
Nur aus Lust und Laune schreib ich mal wieder was: gestern abend war ich bei der Thin Lizzy-Coverband „The Vagabønds“ im Meisenfrei – ziemlich schneller Wiederbesuch, nachdem ich schon zur Silvesterparty dagewesen war. Eintritt war frei; und im Lauf des Abends wurde offensichtlich, warum.
Wie man weiß, sind zwei bekannte Musiker von Thin Lizzy inzwischen tot (Phil Lynott, gestern war’s 26 Jahre her, Gary Moore, noch nicht mal ein Jahr), doch die Musik lebt weiter – und zwar von den Gitarren, die einen immer mindestens zu zweit mit Melodie überspülen, und von Soli, die damals, noch im Analogzeitalter, fast schon verdächtig perfekt klangen. Diese hohe Kunst beherrschten die Gitarristen gestern nur begrenzt; ein Stammgitarrist fehlte und wurde abwechselnd ersetzt, von einem Metal-Amateur und einem Jazz-Profi. Der Metal-Mann war anfangs zu laut und zu unkonzentriert – das wurde später besser, doch dafür hatte er in der Pause ein Bier zuviel getrunken und fiel dann dem Sänger ständig ins Wort, und das geht ja gar nicht. Der Profi war natürlich weitaus besser und machte auch richtig Musik (und da konnte man dann endlich hören, dass der Stammgitarrist auch ziemlich gut war); doch angeblich hatte er sich überreden lassen, für lau mitzuspielen, und nachher ging doch noch der Hut rum. Ich gab zwar auch ein bisschen was, fand das alles aber sogar für eine Amateurband ein bisschen tapsig. Als dann für des Profis neugeborenes Kind noch „Sarah“ zum besten gegeben wurde, war die Zeit gekommen, die fröhliche Familienfeier zu verlassen. Wie gesagt, es kostete keinen Eintritt, deswegen will ich überhaupt nicht meckern, und ich respektiere die harte Arbeit, die aus lauter Spaß neben dem Alltag in die Musik gegangen ist; aber dass ausgerechnet bei „Emerald“ die Übergänge so schlecht klappten, das saß mir schon ein bisschen quer – das können ja sogar Mastodon besser.
Trotzdem will ich hier mal eine Lanze brechen für alternde Rockbands, die immer noch spielen und touren, und auch Coverbands, die Stücke spielen, welche man nie wieder von der Originalbesetzung zu hören bekommen wird. Das ist nämlich so: Musik ist Emotion, der Mensch verbindet was damit, und uns alte Knacker versetzt solche Musik zurück in eine Zeit, als das meiste im Leben noch neu und aufregend war. Anders als die Gerüche der Kindheit (die so selten sind, dass man sie irgendwann vergisst) und die Bilder (die von der täglichen Sturmflut neuer Bilder einfach weggefegt werden – nach ein paar Jahren fallen manchmal sogar Gesichter einem nicht mehr ein – daher ist Photographieren wirklich nützlich), können wir uns Musik nämlich sehr gut merken, und das hat was Tröstliches. Das fiel mir in der Pause nach und nach ein, als ich in Wind und Regen draußen stand und rauchte. Eigentlich ganz schön, auch mal allein wo hinzugehen und sich in Ruhe was zu überlegen.
Das „Black Rose“-Album (das ich immer noch mit am besten finde) hatte ich mir mit 13 oder 14 von einem Mitschüler ausgeliehen, schleppte es stolz nach Hause – und saß dann mit langem Gesicht vor der Musiktruhe, denn ich verstand, das war richtig gute Musik, aber ich war dafür leider noch zu klein. Inzwischen aber verstehe ich; auch dank dieser Platte hat Irland mich nicht sehr überrascht, als ich dann im Juni erstmals zu Besuch war; und „Do anything you want to“ hat einen Ehrenplatz auf meiner „zweiten 1. Cassette“ bekommen, die ich mir vor ein paar Jahren mit der Musik von damals, aber erheblich besserem Gerät, zusammenstellte.
In diesem Sinne, R.I.P. Phil & Gary – thank you for the music.